Aktuelles,

Ein Mauerwerk muss nicht kompliziert sein

Von Naturstein über Lehmziegel bis hin zu Beton. Beim ersten Mauerwerkstag im bbz Arnsberg wurde am Dienstag jeder Stein einzeln umgedreht und eingehend beleuchtet. Rund 60 Bauhandwerker vom Lehrling bis zum Betriebsinhaber waren der Einladung der Handwerkskammer Südwestfalen gefolgt und wurden für ihr Kommen mit vielen neuen Eindrücken rund um das Thema "Mauerwerk" belohnt.

Den Auftakt der Veranstaltung machte Dr. Dieter Figge vom Ziegel-Zentrum Nordwest. In seinem Vortrag gab der Dozent einen kurzen Einblick in die unterschiedlichen Mauerwerksstrukturen. Darüber hinaus verdeutlichte er die normativen Anforderungen an ein "Mauerwerk für Außenwände" und ging intensiv auf die Konstruktions- und Ausführungsregeln ein.

Mit seiner These, dass "ein Mauerwerk an sich nicht kompliziert sein muss", nahm er vor allem den anwesenden Lehrlingen des ersten Ausbildungsjahres schon früh die möglichen Berührungsängste. Aber auch die erfahrenen Betriebsbesitzer erfuhren hier noch viel neues zum Thema "altes Mauerwerk". 

DIN EN 18533 als neuer Scharfrichter

Noch tiefer in die Materie stieß Rembert Rempe von der Firma Weber Saint Gobain in seinem Beitrag vor. Er hatte in seinen Ausführungen vor allem die europäischen Normen im Visier. War früher die DIN 18195 einzig und allein maßgebend, so sind daraus mittlerweile fünf einzelne Normen geworden.

Die Wichtigste davon, die DIN EN 18533 nahm Rempe ganz besonders genau unter die Lupe. Wassereinwirkklassen, Rissüberbrückungsklassen und Raumnutzungsklassen heißen hier die neuen Scharfrichter, die mittlerweile das Vorgehen bei der "äußeren Abdichtung von Gebäuden" bestimmen. 

"Ganz egal, ob das Wasser permanent von außen drückt oder nur zeitweise. Unsere Abdichtung muss immer halten", brachte es Rempe auf den Punkt. In einer anschließenden Praxis-Vorführung konnten sich die Teilnehmer hautnah davon überzeugen, wie Weber Saint Gobain das tagtäglich mit seinen Produkten auf der Baustelle erfolgreich umsetzt. 

Sanierung geht auch von innen

Einen Einblick in die Feuchtsanierung gestattete schließlich Oliver Trappmann von der Firma redstone aus Bremen. "Beim Neubau und auch bei der Sanierung wird schlichtweg geschlafen", holte der Sanierungsfachmann mit einer gewagten These gleich zum verbalen Rundumschlag aus. "Ich muss nicht das Symptom bekämpfen, sondern die Ursache eliminieren", hatte Trappmann aber auch sofort den Lösungsansatz parat.

Bei redstone, wie auch bei anderen Firmen am Markt hat sich dabei in den vergangenen Jahren das System der "nachträglichen Horizontalsperre" durchgesetzt. Dabei wird nicht mehr einfach planlos Masse in die Wand gepumpt. "Man muss sich klar machen, wie und wo man ansetzt", erklärte der gelernte Maurermeister.

Grundlagen der Physik werden genutzt

Auf einfachste Art und Weise werden dabei in regelmäßigen Abständen Löcher ins Mauerwerk gebohrt. Anschließend wird die cremeartige Masse in jene Löcher projiziert. "Man macht sich hier einfache physikalische Grundlagen zu Nutze. Die hochwirksame „Creme“ diffundiert in das Mauerwerk hinein und stoppt so das weitere Ansteigen oder Eindringen der Flüssigkeit", so Trappmann. Bei einer praktischen Vorführung in der Maurerhalle des bbz Arnsberg konnten die redstone-Experten schließlich auch die letzten Zweifel relativ schnell beseitigen.  

In der abschließenden Frage- und Antwort-Runde standen die Dozenten schließlich nochmals Rede und Antwort. Einhelliger Tenor der Veranstaltung: Der erste Arnsberger Mauerwerkstag war ein voller Erfolg und soll schon bald in die nächste Runde gehen.