Etwas von der Welt sehen und gleichzeitig etwas in seinem Handwerk dazulernen! Das waren die Beweggründe von Falk Henke, als er sich vor zehn Jahren dazu entschloss, auf die Walz zu gehen. Gemeinsam mit seinem Wanderbruder Emanuel Maier machte er nun in unserem Berufsbildungszentrum Station.
"Die Kombination, dass du arbeitest und dich ausprobieren kannst, war überzeugend"
"Falk fremder Freireisender Bäcker und Konditor" und "Emanuel fremder Rolandsbruder", so ihre Namen auf der Walz, sind gelernter Bäcker und Konditor beziehungsweise Tischler. Falk ist bereits seit zehn Jahren auf Wanderschaft. Emanuel lebt seit fünf Jahren als Wandergeselle.
Die Entscheidung, auf die Walz zu gehen, war für die Handwerker erst nach der Ausbildung gefallen. "So mit 16 habe ich das Thema mal aufgeschnappt und über die Jahre im Hinterkopf behalten. Dann bin ich auf einem Treffen von Wandergesellen gewesen. Sie haben ihre Geschichten von den Reisen erzählt. Wen sie kennengelernt haben. An welchen Orten sie waren. Und dann habe ich mir gedacht: 'Das sind so coole Typen. Ich will auch so einer sein!'", erinnert sich Bäcker und Konditor Falk an seine Beweggründe und weiter: "Ich bin nie viel gereist und hatte noch nicht viel von der Welt gesehen. Und gerade die Kombination, dass du arbeitest und dich ausprobieren kannst, war überzeugend."
Ursprünglich kommen die Wandergesellen Falk und Emanuel aus dem hessischen Breuna beziehungsweise aus Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. In Arnsberg und Umgebung waren sie, damit Falk seinen Geburtstag mit seiner Familie feiern konnte. "Als Wandergeselle darf ich mich meinem Heimatort nicht mehr als 50 Kilometer nähern."
Auf der Weiterreise nutzten die Wanderbrüder nun die Gelegenheit und besuchten das Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Südwestfalen.
Azubis und Meisterschüler begeistert
Auch unsere Meisterschüler und Azubis freuten sich über den besonderen Besuch. In der ÜLU der Zimmerer und der Tischler stellten sich die beiden Wandergesellen sogar ganz spontan den Fragen des ersten Lehrjahres. Vor allem die Bewältigung des Alltags – ohne die Annehmlichkeiten des modernen Lebens – interessierte die jungen Azubis. Wie ist es, ganz auf ein Handy verzichten zu müssen? Wie läuft es ab, wenn man für eine Übernachtungsmöglichkeit vorsprechen muss? Wie reagieren andere Personen auf einen?
Fachbereichsleiter Bau/Ausbau und Zimmerermeister Robin Mönxelhaus sowie Ausbilder und Tischlermeister Sebastian Busch waren ebenfalls begeistert: "Das kam gut an, was die beiden erzählt haben. Es gab recht rege Rückfragen von den Azubis. Einer ist sogar noch hinterhergelaufen wegen noch offener Fragen", so Busch.
Und die nächste Station?
Für die Zukunft haben die zwei Wandergesellen auch schon Pläne. Spätestens 2026 möchte Bäcker und Konditor Falk mit seinen vielen Erfahrungen im Gepäck den Meister angehen, vielleicht in der Ersten Deutschen Bäckerfachschule in Olpe.
Davor hat er aber noch einen anderen Wunsch: Eine große Weltreise, auch außerhalb des deutschsprachigen Raums, soll es werden. Bisher war das niederösterreichische Bruck an der Leitha seine vom Heimatort am weitesten entfernte Destination. "Vielleicht schaffe ich es auch bis nach Hawaii", scherzte der Handwerker zu seinem Wanderbruder, der es schon bis auf die US-amerikanische Inselgruppe im Pazifik geschafft hatte.
Emanuel hingegen möchte in einem halben Jahr sesshaft werden und wer weiß, vielleicht verschlägt es auch ihn in unseren Kammerbezirk. Unsere Tischler-Meisterschule am bbz Arnsberg wäre jedenfalls eine Option.
Nach einer Stärkung auf unserem Gelände ging es für sie am nächsten Tag erst einmal weiter gen Süddeutschland. In drei Tagen wollen die beiden am Bodensee sein. In diesem Sinne: fixe Tippelei – oder gute Wanderschaft!
