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Schmallenberger Maschinenbauer unterstützen Skeletoni auf dem Weg zu Olympia

Es begann mit einem lockeren Small-Talk bei der Junioren-WM in Winterberg 2020. Eine Kooperation zwischen Handwerk und Spitzensport sollte es werden. Herausgekommen ist: Unfassbar viel mehr. Mittlerweile stürzt sich Felix Seibel aus Hallenberg kopfüber die Kunsteisbahnen dieser Welt hinunter und hat dabei Sauerländer-Präzisions-Material am Skeleton direkt unter sich.

Schmallenberger Maschinenbauer übernimmt die Hauptrolle

Anfangs war die Zusammenarbeit zwischen Seibel, dem hoffnungsvollen Nachwuchstalent vom BRC Hallenberg, und dem bbz Arnsberg der Handwerkskammer Südwestfalen nur medial ausgelegt. Mittlerweile hat die Sache aber unglaublich an Fahrt aufgenommen.

Und das liegt zu einem sehr großen Teil an dem Schmallenberger Maschinenbauer MSG. Das Unternehmen stieß im Sommer 2020 zum "Team" und übernahm in rasender Geschwindigkeit die Hauptrolle.

Anfangs ging es "nur" um das Vermessen und Reproduzieren von Kufen. Mittlerweile sind die Hochsauerländer zu einem wichtigen Bestandteil in der Karriereplanung des jungen Piloten geworden. Eigentlich beschäftigt man sich bei MSG mit dem Spezial-Maschinenbau und fertigt individuell nach Wünschen des Kunden. Von der Präzisionsarbeit für hochsensible Wintersportgeräte erscheint das auf den ersten Blick weit entfernt.

Einzigartige "Kufen-Biege-Maschine" überzeugt

Komplett falsch, wie sich am jüngsten "Projekt Kufe" eindeutig belegen lässt. Zur Produktion eigener (!!!) Kufen hat die MSG eigenständig eine Kufen-Biege-Maschine konstruiert und gefertigt. Damit ist man nun auch im Hochsauerland präzise in der Lage, Seibel einen wettkampffähigen Kufensatz zur Verfügung zu stellen.

Zum Fertigen einer Kufe gehört aber noch deutlich mehr, denn neben dem Biegen muss das letztlich hochwertigste Stück des Schlittens auch noch gefräst, geschweißt und montiert werden. Was sich in der Theorie noch relativ einfach anhört, ist in der Praxis eine hochkomplexe Angelegenheit, wo es auf jeden Millimeter ankommt.

"Normalerweise bekommen die Sportler die Kufen immer von der FES in Berlin", weiß Seibel. "Das ist schon ein absolutes Novum, dass MSG in der Lage ist, so eine Kufe selbst zu produzieren. Einfach der ganz normale Wahnsinn."

MSG realisiert Sommer-Training unter Wettkampfbedingungen

Aber nicht der erste Coup, den Seibel gemeinsam mit Niklas Eickelmann von der MSG realisiert hat. "Ich studiere und trainiere im Sommer in Münster. In der Uni-Halle ist Athletik-Training zwar möglich", beschreibt Seibel die Situation. "Wenn ich allerdings Anschub-Training machen möchte, muss ich immer jeweils zwei Stunden zum Training in Winterberg an- und wieder abreisen."

Eine Situation, die auch Eickelmann ins Grübeln brachte. "Wir haben uns überlegt, ob wir diese Anschub-Anlage nicht auch in Münster realisieren können", so der Ingenieur. Entstanden ist kurzerhand eine 40 Meter lange Schienenanlage, auf der der angehende Jurist nun auch im Sommer bestens trainieren kann. "Neben der Laufschiene hat MSG auch noch einen Skeleton konstruiert, der auf der Schiene und auf einer Rolle läuft", freut sich Seibel. Damit ist jetzt tägliches Anschub-Training fast unter Wettkampfbedingungen möglich. Und das sogar unter "erschwerten" Bedingungen, denn der Schlitten kann mittels Metallplatten individuell erschwert oder erleichtert werden.

"Ab und zu fahren wir natürlich immer noch nach Winterberg, da wir in der Uni-Halle kein Gefälle erzeugen können", klärt Seibels Athletik-Trainer Peter Seiffert auf. "Aber es ist schon wahnsinnig viel einfacher, dass wir nun auch in Münster am Finetuning arbeiten können. Das wird man im Winter sicher sehen."

Das große Ziel klar vor Augen: Olympia 2026!

Dann übernimmt NRW-Landestrainer Peter Meyer den Schützling wieder in Winterberg und verpasst ihm auf dem Eis den letzten Feinschliff. Ausgerichtet ist das alles auf das ganz große Ziel: Olympia 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo. In den italienischen Alpen möchte Seibel zum Stamm-Kader der deutschen Skeletonis zählen und gerne um die Medaillen mitfahren.

Zuvor steht 2024 noch ein großes Zwischenziel an. In Winterberg findet dann die WM im Bob- und Skeleton statt. "Hier wäre ich als Lokalmatador natürlich auch gerne dabei", fiebert der 23-Jährige der Heim-WM entgegen.

Dazu gilt es, sich erstmal einen Platz in der deutschen Weltcup-Mannschaft zu sichern. Angesichts der Riesen-Konkurrenz von Weltmeistern und Olympiasiegern im eigenen Team gar keine so leichte Aufgabe. Mit den neuen Kufen von der MSG unter dem Schlitten, die passenderweise auch so beschriftet sind, ist Seibel aber für die nächsten Kopf-Über-Schussfahrten bei den Selektionen im Oktober bestens gerüstet.