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Achtung Betrug: "Kanalhaie" auf Beutezug!

Wer kennt es nicht? Der Abfluss ist verstopft. Erst war es nur ein kleines Gluckern aus dem Siphon, plötzlich steht die Toilettenschale unter Wasser. Der Hauptstrang scheint die Quelle allen Übels zu sein. Schnell ein Blick ins Internet und ein Griff zum Telefon: Die versprochene Hilfe naht. Doch der Schein trügt… 

Vorsicht vor Betrugsmasche

Nicht immer kommen ortsansässige, vertrauenswürdige Handwerker. Sogenannte "Kanalhaie" täuschen seriöse Handwerksarbeit vor. Schnell und günstig ist eine professionell wirkende Webseite gemacht. Gerade in den Abendstunden erscheinen sie oben in den Google-Rankings und bieten schnelle Hilfe bei Heizungs- oder Abfluss-Notfällen.

Die Telefonnummern sind oft gekauft. Nicht selten kommen die "Kanalhaie" sogar ganz unangekündigt oder drängen ungefragt ihre "Hilfe" am Telefon auf. In allen Fällen geht es ihnen um einen zügigen Vertragsabschluss. 

Haben sie ihre Beute im Visier, schnappen sie zu: Aus der vermeintlich schnellen Hilfe wird rasch ein Großprojekt. Kleine Reparaturen werden als kostspielige Schreckensszenarien dargelegt oder als sofort notwendige Sanierungsmaßnahme verkauft. Nicht selten weiten sie selbst den Schaden weiter aus. Häufig fehlt ihnen das nötige Fachwissen. 

Das vermeintliche Schnäppchen entwickelt sich zum Wucherpreis bis hinein in fünfstellige Höhen. Zusätzliches Druckmittel der "Kanalhaie" sind erfundene gesetzliche Vorschriften und Fristen, die ihre Arbeit unabdingbar erscheinen lassen. 

Zahlreiche Betroffene

Vor allem in den letzten Jahren haben sich die "Kanalhaie" rasant vermehrt. Nach Expertenschätzung handelt es sich mittlerweile um etwa 180 Firmen in ganz Deutschland. Sind vornehmlich Fälle bei der Rohrreinigung bekannt, finden sich Betrüger auch im Heizungsnotdienst sowie in anderen Branchen. 

Auch im Kammerbezirk Südwestfalen treiben sie ihr Unwesen. Treffen kann es eigentlich jeden. Nach Einschätzungen der Meisterschüler im Fachbereich SHK der Handwerkskammer Südwestfalen sind besonders solche Personen gefährdet, die keinen Installateur ihres Vertrauens haben und auch keinen Fachmann aus ihrer Region kennen. Die Betrüger nutzen die Not und Unwissenheit ihrer Kunden aus. 

Zu den Leidtragenden gehören aber auch die Handwerker selbst: Betroffene Privatleute berichten, dass ihr generelles Vertrauen durch die unseriösen Arbeitspraktiken der falschen Rohrreiniger stark erschüttert ist. Neben den materiellen Schäden gibt es demnach auch immaterielle Folgen.

So können Sie sich schützen

Damit nicht auch Sie in die Röhre gucken, bittet der Beauftragte für Innovation und Technologie des Fachverbandes SHK NRW, Dipl.-Ing. Ulrich Thomas, um Vorsicht: "Gegen solche Machenschaften kann man nichts Anderes tun als aufzupassen, wen man beauftragt." 

Der Verband der Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen (VDRK) rät dazu, nicht überstürzt zu handeln und nach Möglichkeit innerhalb der Geschäftszeiten um Hilfe anzurufen. 

Auch wird empfohlen, im Vorhinein den Standort eines Unternehmens zu recherchieren und lokale Firmen zu beauftragen. Für die Kontrolle der Ortsansässigkeit des Unternehmens bietet der VDRK eine Umkreissuche nach Mitgliedsunternehmen. Ebenso hilft die Handwerkersuche auf der Webseite der Handwerkskammer Südwestfalen, einen eingetragenen Betrieb zu finden.

Akzeptiert das Unternehmen Zahlungen nach Rechnungserhalt, kann dies ebenfalls ein gutes Zeichen sein. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, sich nicht zum sofortigen Vertragsabschluss drängen zu lassen. 

Sollten Sie dennoch zur Beute der "Kanalhaie" geworden sein und einen Vertrag unterschrieben haben, besteht ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Dieses ist schriftlich, am besten per Einschreiben vorzunehmen.